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„Der ist aber groß“, staunten die Kinder im Ev. Familienzentrum „mittendrin“ in Bergkamen-Oberaden, als Bürgermeister Bernd Schäfer mit einer Körpergröße von gut zwei Metern der Kita einen Besuch abstattet. Auf Einladung von Einrichtungsleiter Bernd Bronheim besuchte Schäfer den Kindergarten zusammen mit der Beigeordneten Christine Busch. Grund war die eigene Verfassung, die die Kita mit den Eltern, Kindern und Mitarbeitenden gemeinsam erarbeitet und umgesetzt hat. So wird Partizipation strukturell verankert und gelebt, konnte Bürgermeister Schäfer im Kitaalltag erleben. Das bedeutet, dass Kinder Rechte haben, Entscheidungen selbst treffen können und ernst genommen werden wollen. „Wenn Mitgestaltung im Alltag möglich ist, erfahren Kinder die Wirkung des eigenen Handelns ganz direkt. Für Kindertagesstätten bedeutet dies auch, Kinderfragen ernst zu nehmen und gemeinsam nach Antworten zu suchen“, betont Sandra Niggemeier, Fachberaterin im Kindergartenwerk des Ev. Kirchenkreises Unna.
Die Verfassung wurde kindgerecht auch in einer Version mit erklärenden Bildern erstellt und steht in der Kita „mittendrin“ für alle zugänglich im Eingangsbereich. Hier erklärten die Mädchen und Jungen dem Bürgermeister auch ihre Rechte und die Regeln der Einrichtung. In §4 Spielen/Aktivitäten heißt es zum Beispiel: „Die Kinder haben das Recht, selbst zu entscheiden, ob sie während der täglichen Freizeitspielzeit drinnen und draußen spielen möchten. Jedes Kind hat das Recht, selbst zu entscheiden, was es während der täglichen Freispielzeit wann, wo, mit wem und wie macht…“
Am Anfang sei die Umstellung mit viel Aufwand verbunden, dann sei es nur ein anderes arbeiten, erklärte Bernd Bronheim. Den großen Lernprozess sieht er dabei eher bei den Erwachsenen, die sich umstellen müssten: „Gleich zu Beginn haben wir die Eltern mit ins Boot genommen.“ Die Partizipation, also Beteiligung, Teilhabe und Mitwirkung habe schließlich zu mehr Orientierung und Verlässlichkeit geführt, berichtet er.
Damit ist die Kita „mittendrin“ eine von fünf Bergkamener Evangelischen Kindergärten und eine von 26 Einrichtungen (21 im Kindergartenwerk und 5 in den Kirchengemeinden) im Ev. Kirchenkreis Unna, die zum Wohl der Kinder und zur Sicherung ihrer Rechte geeignete Verfahren der Beteiligung und die Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten konzeptionell verankert haben.
Seit gut acht Jahren arbeitet man hier mit der Bertelsmann Stiftung zusammen. Über das Stiftungsprojekt „jung bewegt“ wurden Träger, Einrichtungen sowie pädagogische Fachkräfte bei der Umsetzung des Konzeptes „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ umfangreich unterstützt. Zudem wurden acht Multiplikator/-innen ausgebildet. Sie beraten und begleiten die individuellen Prozesse in den Kitas – auch außerhalb des Kirchenkreises.